Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Sollte sich Deutschland mit Blick auf das Nahverkehrssystem eine Scheibe an Tschechien abschneiden?
1 - 10 / 10 Meinungen
23.06.2025 13:19 Uhr
Die Güte des ÖPNV ist politischer Wille.

Wo der fehlt ist der ÖPNV dementsprechend schlecht.

Schlechter als die Deutsche Bahn geht es ja kaum, es sei denn man ist bereit sich mit Entwicklungsländern zu vergleichen.

23.06.2025 13:21 Uhr
Zitat:
Schlechter als die Deutsche Bahn geht es ja kaum,
Der ÖPNV in Deutschland wird von den politischen Entscheidern organisiert.
Die beauftragen die DB oder andere Dienstleister und bekommen exakt das, was sie bestellt haben.

Es ist also fehlender politischer Wille und es ist vermutlich auch fehlendes Wissen darüber wie man Verträge so gestaltet, dass der Dienstleister das liefert, was man bestellt.
23.06.2025 13:26 Uhr
Zitat:
vermutlich auch fehlendes Wissen darüber wie man Verträge so gestaltet, dass der Dienstleister das liefert, was man bestellt.
Oder man versucht wie üblich so billig wie möglich durchzukommen und fällt dem alten Motto "wer billig kauft, kauft doppelt" zum Opfer.
23.06.2025 13:30 Uhr
Der Nahverkehr in Tschechien ist schon echt gut und ziemlich dicht. Da wird zwar bei der Bahn teils mit sehr altem Material gefahren und auf der Nebenstrecke kann es auch sehr lange dauern. Aber ich komme fast überall hin und modernisiert wird auch ohne Ende. Tschechien hat gesellschaftlich aber auch eine viel stärker ausgeprägte Bahnkultur, dafür wird dort z.B. wesentlich weniger Fahrrad gefahren (ergibt sich auch aus dem von mir verumfragten Interview). Die Tschechen haben es dabei natürlich auch ein bisschen leichter, weil das Land viel kleiner ist und sich alles sternartig auf Prag konzentriert, nur Brno und Ostrava haben sonst noch zumindest in Ansätzen vergleichbare Relevanz. Da haben wir im sehr dezentralen Deutschland sicher eine größere Herausforderung.

Was ich so beobachte:
- Es gibt einfach grundsätzlich keine zu große Priorität für den ÖPNV, die Mittel werden sehr beschränkt ausgereicht; durch das Deutschlandticket wird das natürlich auch nicht einfacher.

- Es gibt Regionen, wo es im Regionalverkehr schon sehr gut läuft. Den VBB finde ich hier prinzipiell schon sehr ordentlich vernetzt und das teils auch mit wirklich gutem Rollmaterial.

- Im Fernverkehr wollen wir zu viele Interessen gleichzeitig bedienen. Dezentral alle größeren Orte an den ICE-Verkehr anbinden, modernste HGV-Züge haben, Expresse, Nicht-Expresse usw. anbinden. Das ist natürlich ein Zielkonflikt, aber er ist derzeit nicht gut aufgelöst. Aus meiner Sicht muss es nicht das allermodernste Wagenmaterial sein und die Züge technich hochdesigned ohne jede Grenze. Sprinter-ICE die Punkt zu Punkt verbinden während die "normalen" ICE die auch in der Fläche verbinden sind bei der Trassenknappheit ziemlich fragwürdig, wenn zugleich so gut wie jeder ICE z.B. im Ruhrpott an fast jedem größeren Bahnhof anhält. Das ist eigentlich die einzige Linie, wo ich Sprinter wirklich sinnvoll fände; von Nürnberg nach Berlin brauche ich keinen Express, da kostet es nicht so viel Zeit, auch die Unterwegsbahnhöfe anzufahren.

- Und die Preisgestaltung im Fernverkehr ist ein Problem. Im Augenblick rettet man sich durch immer teurere Flexpreise und dafür immer absurdere Rabattaktionen bei Sparpreisen. Vielleicht wäre hier etwas mehr Maß und Mitte gefragt und vielleicht muss es auch nicht zu viel Yield Management sein - ein maßvoller Normalpreis ist sicher etwas, was die Leute auch bezahlen würden. Zumal Fliegen heute noch viel teurer ist, wir sind nicht mehr in der Billigflugzeit.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 23.06.2025 13:32 Uhr. Frühere Versionen ansehen
23.06.2025 13:36 Uhr
Zitat:
Das ist natürlich ein Zielkonflikt, aber er ist derzeit nicht gut aufgelöst.
Da passt die Strategie nicht. Was bringt es, wenn der ICE zwischen Frankfurt Flughafen und Siegburg eine halbe Stunde lang 300 km/h fahren kann, davor aber am HBF Frankfurt 15 Minuten verliert. Das holt er in der halben Stunde nach Siegburg nie wieder auf.

Zitat:
Zumal Fliegen heute noch viel teurer ist, wir sind nicht mehr in der Billigflugzeit.
Das Auto ist gegenüber dem Flexpreis deutlich billiger. Und selbst jetzt an den langen Wochenenden war ich mit dem Auto nicht so viel länger unterwegs, dass das die permanenten Bahn-Verspätungen übertroffen hätte.


Und dann gibts noch die inkonsistenten Provinzfürsten. Die Riedbahn war kürzlich gesperrt, jetzt läuft es wohl besser. Aber die Strecke ist mit ICE, ÖPNV und Güterverkehr hoffnungslos überlastet. Jetzt wird darüber nachgedacht, von F/DA nach MA quer über die Bergstraße eine neue Strecke zu bauen. All die Provinzhäuptlinge, die sich über die schlechte Anbindung und die Verspätungen beklagt haben, wollen keine neue Strecke vor der eigenen Tür. So wird das halt auch nichts.

23.06.2025 17:06 Uhr
Ich kenne die Verhältnisse in Tschechien nicht, aber dass hierzulande einiges schief läuft und die Bahn z.B. dysfunktional ist, weiß jeder - wird da hinten also wohl besser laufen.
Wie aber richtig angemerkt: Solange der politische Wille vor allem darin liegt, die Bahn als Mittel zur Bereitstellung von Versorgungsposten für Politiker und damit de facto zur Korruption zu nutzen, wird sich da nichts ändern. Bei Regionalangeboten außerhalb der DB mag es da manchmal noch besser laufen, aber so richtig gute ÖPNV-Angebote nehme ich auch da nicht wahr.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 23.06.2025 17:06 Uhr. Frühere Versionen ansehen
23.06.2025 17:12 Uhr
Zitat:


https://www.dbregio.de/wir/nahverkehr-deutschland



Für den ÖPNV auf der Straße sind die Kommunen zuständig, für den auf der Schiene die Länder.

Die DB (und andere Anbieter) liefern das, was die Bundesländer bestellen.
23.06.2025 17:28 Uhr
Zitat:
Zitat:


https://www.dbregio.de/wir/nahverkehr-deutschland



Für den ÖPNV auf der Straße sind die Kommunen zuständig, für den auf der Schiene die Länder.

Die DB (und andere Anbieter) liefern das, was die Bundesländer bestellen.


Die Bundesländer wiederum bestellen das, was sie bezahlen können und wollen. Dabei kommt es zu Finanzierungskonflikten mit anderen Ausgabenbereichen, und damit teilweise mit Ausgabenbereichen, deren Kostenzuwächse von der Bundesebene getrieben werden.
23.06.2025 22:41 Uhr
Jo, warum nicht?

Bei uns scheint der politische Wille langsam anzuwachsen, aber trotzdem machen wir gerne alles umständlich und teuer.

WIr haben jetzt zum Beispiel- ich liebe ihn- einen On-Demand-Verkehr. Der fährt von morgens irgendwann bis 1.30Uhr und am Wochenende sogar bis 4.30 Uhr. Muss man halt bestellen. Da die Züge und S-Bahnen wochendends von Köln aus bis Horrem die Nacht fast durchfahren und man ab dort oder Weiden West den "Kraftraumshuttle" bestellen kann, ist man schön flexibel.

Auch die Nachbargemeinde Rommerskirchen hat jetzt nachgezogen.

PFerdefuß: bis zur Etablierung, also bis das genug Leute kennen, stehen die Fahrer oft stundenlang rum, ohne eine Fahrt zu haben. Ich hoffe, das setzt sich noch durch.

Unsere Nachbarstadt Kerpen geht einen anderen Weg: dahin fahren jetzt an Wochenendnächten zumindest bis 3 Uhr (später war ich noch nicht in Horrem ) von dort aus Busse. Passen natürlich wesentlich mehr Leute rein. Wird auch gut angenommen.

Wir ochsen übrigens mit mehreren Kraftraumshuttlen durch die Gegend, weil die verschiedene Strecken bedienen. Ich bin mal gespannt.
23.06.2025 23:04 Uhr
Zitat:


PFerdefuß: bis zur Etablierung, also bis das genug Leute kennen, stehen die Fahrer oft stundenlang rum, ohne eine Fahrt zu haben. Ich hoffe, das setzt sich noch durch.



Ich denke, das ist der einzig sinnvolle Weg, Aussenbereiche oder ländliche Gegenden mit ÖPNV zu versorgen. Ein regulärer Bus mit sinnvollem Takt wäre oft leer.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
Fragenübersicht
1 - 10 / 10 Meinungen